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Schreibatelier Frölich

Michaela Frölich - Publizistin M.A.

Das Leben schreibend betrachten

Ein kleiner philosophischer Rückblick und eine Ermunterung, das Leben schreibend zu betrachten.

Das ganze Leben besteht aus vielen Übergängen. Wir werden geboren und wachsen vom Kindsein in die Pubertät, werden erwachsen, reifen und gehen über in die späteren Jahre, das Alter. Jeden Tag erleben wir, wie die Nacht dem Morgen weicht und wie am Abend die Sonne versinkt und mit der Dämmerung der Tag erneut in die Nacht übergeht.

Im Fluss des Lebens …

Wenn ich über mein Leben schreibend nachdenke, dann würde ich mich am ehesten in dem Bild wiederfinden, auf einem Fluss unterwegs zu sein. Häufig mit dem Wunsch beseelt, ein Ufer zu erreichen, irgendwo anzukommen.

Während ich also auf dem Fluss fahre, schaue ich mich um, welche Landschaften an mir vorbei passieren. Dabei bin ich immer auf der Suche nach Plätzen, wo ich gerne anhalten möchte. Manchmal gerät die Flussfahrt so in Schwung, dass ich die Orte nur noch an mir vorbeirauschen sehe und ich gar nicht erkennen kann, wie es am Ufer aussieht, denn die möglichen Anlegestellen verschwimmen vor meinen Augen, so schnell geht mein Leben voran. Irgendwann merke ich, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich mich befinde. Auch kann ich nicht erkennen, wie viel meiner Strecke ich bereits erfahren haben. Dann verlangsamt sich die Fahrt merklich. Ich erkenne, wie unterschiedlich die Stationen sein können, und brauche Zeit, um alles ganz und gar für mich zu erfassen. Denn erst dann kann ich mich in einem größeren Ganzen erfahren, und ja, mich im Universum neu orientieren.

Manchmal möchte ich direkt weiterfahren, doch ich muss strampeln und rudern, um vom Fleck zu kommen. Das kostet mich so viel Kraft, dass ich meine Umgebung wieder nur als vagen Umriss wahrnehmen kann.

Was treibt mich an, was hindert mich, wo will ich hin?

Welche Kraft treibt mich an, zu suchen und weiterzufahren? Was hindert mich daran, einfach anzuhalten und auszusteigen, an einem Ufer unseres wundervollen Planeten, wo ich leben und überleben kann. Werde ich den passenden Ort erkennen? Werde ich mich dort zurechtfinden? Was ist mein Ziel?

Wenn ich erkenne, dass ich auch fließe, wenn ich zur Ruhe komme, so wie die Erde sich weiterdreht, wenn ich schlafe, dann fällt mir vielleicht der Übergang vom Wachen zum Schlafen leichter, dann vermag ich vielleicht vertrauensvoll loszulassen und zu träumen, um ausgeruht von Neuem zu beginnen. Ermächtigt mit neuer Kraft und Klarheit kann ich dann die Geschwindigkeit und die Art meiner Flussfahrt wieder selbst bestimmen. Und dann brauche ich vielleicht auch gar kein Ufer mehr, um anzukommen, weil ich schon da bin, wo ich hin möchte:

Ganz bei mir.