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Schreibatelier Frölich

Michaela Frölich - Publizistin M.A.

Biografisches Detoxen

Das Frühjahr ist traditionell die Zeit im Jahr, in dem viele Menschen detoxen, um ihren Körper körperlich zu reinigen. Detoxen, abgeleitet vom englischen Begriff „detoxification“, was Entgiftung bedeutet, bezeichnet den Prozess der Reinigung des Körpers von schädlichen Substanzen. Doch nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele können sich einem Reinigungsprozess unterziehen – mittels biografischen Detoxens. Die kommende Frühjahrszeit, traditionell eine Zeit des Fastens und der körperlichen Reinigung, bietet die perfekte Gelegenheit, dieses Bedürfnis auf eine tiefere, persönlichere Ebene zu erweitern. Biografische Detoxen. Indem wir achtsam mit unseren Erinnerungen und Gedanken umgehen, können wir unsere Lebenserfahrungen reflektieren und bewusst entscheiden, welche Gedankenmuster uns unterstützen und nähren, die wir beibehalten wollen, und welche uns schwächen und gar schaden, die wir loslassen wollen.

Diesen „Reinigungsprozess“ können wir auf drei Zeitebenen vollziehen:

Das tägliche achtsame Schreiben – mental und emotional entlasten

Freewriting, Tagebuch schreiben oder das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs sind einfache, aber kraftvolle Werkzeuge, um täglich innezuhalten und achtsam mit dem umzugehen, was sich ereignet hat und was wir erlebt haben. Beim täglichen Schreiben können wir in Kontakt mit unserem Inneren kommen, den Tag reflektieren, Emotionen und Gedanken verarbeiten und Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge des Lebens entwickeln.

Je nach Tageszeit können wir andere Schwerpunkte setzen. So bietet sich das morgendliche Schreiben an, Träume und Gedanken aufzuschreiben, die uns innerlich bewegen. Das fördert einen Zugang zu unserem inneren Selbst. Wenn wir uns am Abend einige Minuten Zeit nehmen, niederzuschreiben, welche Begegnungen und Handlungen uns besonders berührt haben, geben wir uns einen Raum, diese bewusst wahrzunehmen und zu verarbeiten. Wir bauen Stress ab und gewinnen mentale Klarheit. Vor dem Schlafengehen können wir Erlebnisse aufschreiben, für die wir dankbar sind. Das erleichtert das Einschlafen und unterstützt eine positive Lebenseinstellung.

 

Mit der jüngeren Vergangenheit aufräumen – schreibend reflektieren

Diese Ebene des biografischen Detoxens widmet sich der Reflexion der jüngsten Vergangenheit, etwa der letzten zwei bis drei Jahre. Es geht darum, achtsam und bewusst mit der eigenen Entwicklung umzugehen. Fragen, die wir uns stellen können, sind: Was habe ich erreicht? Wer oder was hat mich dabei unterstützt? Was möchte ich in meinem Leben weiterentwickeln oder loslassen? Diese Form des Schreibens ermöglicht es, uns bewusst mit persönlichen Erfolgen und Herausforderungen auseinanderzusetzen.

Um diesen Prozess zu beginnen, nehmen wir uns am besten an einem arbeitsfreien Tag eine Stunde Zeit, um zurückzublicken. Wir können damit beginnen, in einer Tabelle für unterschiedliche Lebensbereiche – wie Beruf und Familie oder Gesundheit und Psyche, Hobbys und persönliche Interessen – aufzulisten, was uns wichtig war, wer oder was uns dabei hilfreich war und was wir weiterverfolgen oder freigeben möchten.  Anschließend geben wir uns die Gelegenheit, unsere bewussten Gedanken zu notieren und auch die damit verbundenen Gefühle in Worte zu fassen. Auch den unangenehmen Erinnerungen geben wir Raum in unserem Rückblick, in dem wir versuchen, daran zu denken, dass Schreiben heilsam sein kann. Zum Abschluss formulieren wir einen Satz, wofür wir rückblickend dankbar sind und einen Satz, worauf wir zukünftig achten möchten.

Die Lebensbilanz –  umfassend und intensives biografisches Detoxen

Die dritte Ebene des biografischen Detoxens ist die umfassendste: die Lebensbilanz. Hier geht es um eine tiefgreifende Reflexion des gesamten bisherigen Lebenswegs. Diese Übung kann besonders wertvoll sein, um Lebensziele neu zu justieren. Dabei werden nicht mehr dienliche Glaubenssätze losgelassen. Unerfüllte Wünsche oder Träumen werden bewusst und können überprüft werden, inwiefern sie in Gegenwart und Zukunft Gestalt annehmen können.

Wir beginnen mit unserer Kindheit und arbeiten uns chronologisch vor. Dabei erinnern wir uns an wichtige Lebensereignisse, Wendepunkte, Beziehungen und persönliche Erfolge. Eine Lebensbilanz zu ziehen, erfordert einen klaren Blick und den Raum, sich gedanklich intensiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Was hilft dabei? Unterstützung in Form von autobiografischen Schreibseminaren, Schreibcoaching oder dem Verfassen der eignen Biografie mittels eines professionellen Biografie-Services.

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Biografisches Detoxen ist eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst auf einer tieferen Ebene zu begegnen und das eigene Leben bewusster zu gestalten. Durch achtsames Schreiben, rückblickendes Reflektieren und das Ziehen einer Lebensbilanz können wir uns von mentalen Belastungen befreien und unseren persönlichen Wachstumspfad mit Klarheit und Zuversicht fortsetzen.